Studie liefert Erkenntnisse für Gestaltung von Arbeitsumgebungen
Ein Forscherteam um Prof. Dr. Gesine Dreisbach, Lehrstuhl für Psychologie an der Universität Regensburg, und Dr. Kerstin Fröber, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychologie der Universität Regensburg, hat in einer Studie untersucht, wie sich häufiger Aufgabenwechsel auf die Flexibilität der Versuchsteilnehmenden auswirkt. Es stellte sich heraus, dass ein häufiger erzwungener Wechsel der Aufgaben zu größerer Flexibilität bei freiwilliger Aufgabenwahl führt.
Im Alltag sind Menschen häufig mit wechselnden Aufgaben konfrontiert. Oft stellt sich die Frage, ob man bei der aktuell ausgeübten Aufgabe, z. B. Schreiben einer Hausarbeit, bleibt, oder aber zu einer anderen Aufgabe wechselt, z. B. Beantworten einer E-Mail. In der Forschung spricht man in diesem Zusammenhang vom Flexibilitäts-Stabilitäts-Dilemma, dem alle Lebewesen in einer sich ständig verändernden Umwelt ausgesetzt sind. Einerseits müssen Menschen die Fähigkeit besitzen, ihre aktuellen Handlungen und Ziele aufrechtzuerhalten und gegenüber möglichen Störeinflüssen abzuschirmen. Andererseits müssen sie aber auch fähig sein, ihre Handlungen und Ziele in Reaktion auf wichtige Veränderungen anzupassen.
Sowohl Stabilität als auch Flexibilität haben Vor- und Nachteile. Stabilität ermöglicht überhaupt das erfolgreiche Erreichen eines Ziels, kann aber im Extremfall auch zu Unbeweglichkeit führen und dazu, dass auf wichtige Veränderungen der Umgebung nicht mehr reagiert werden kann. Umgekehrt ermöglicht Flexibilität den Wechsel von Handlungen und Handlungszielen in Reaktion auf geänderte Umweltbedingungen, kann aber im im äußersten Fall zu hoher Ablenkbarkeit und Zerstreutheit führen. Wer ein Ziel erreichen will, der muss also das richtige Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Stabilität finden.
In ihrer Studie untersuchten Prof. Dr. Gesine Dreisbach und Dr. Kerstin Fröber die Auswirkungen von Aufgabenwechseln auf die Flexibilität der Versuchsteilnehmer. Diese sollten abwechselnd eine Buchstaben- und eine Zahlenaufgabe am Computer bearbeiten. Das entscheidende Kriterium bestand im Verhältnis von vorgegebenen Aufgaben und freier Aufgabenwahl. Bei der vorgegebenen Aufgabe erschien nur ein Reiz auf dem Bildschirm (Buchstabe oder Zahl) auf den die Teilnehmenden reagieren mussten; bei freier Aufgabenwahl erschienen zwei Reize (Buchstabe und Zahl). In diesem Fall konnten die Versuchsteilnehmenden dann selbst entscheiden, welche der beiden Aufgaben sie ausführen möchten. In zwei Experimenten wurden der Anteil einer erzwungenen Auswahl der Aufgaben und der Anteil eines direkt erzwungenen Wechsels der Aufgaben gezielt verändert.
Es zeigte sich, dass die Zahl freiwilliger Wechsel mit steigendem Anteil an erzwungenen Aufgabenwahlen und steigendem Anteil an erzwungenen Wechseln anstieg: Je öfter eine Versuchsperson gezwungen war zu wechseln, desto öfter wechselte sie auch freiwillig. Damit lässt sich sagen, dass erzwungene Flexibilität generell die Flexibilität erhöht. Als zugrunde liegender Mechanismus wird vermutet, dass durch den häufigen Aufgabenwechsel die Aufgaben im Arbeitsgedächtnis weniger stark gegeneinander abgeschirmt werden, was dann bei der Möglichkeit zur freien Wahl die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass auf eine andere als die gerade ausgeführte Aufgabe gewechselt wird.
Das Ergebnis der Studie ist insofern bemerkenswert, da Versuchspersonen beim freiwilligen Aufgabenwechsel für gewöhnlich eine starke Tendenz zu Aufgabenwiederholungen haben. Das heißt, in der Regel neigen Menschen zu einer gewissen Verhaltensträgheit und meiden eher die Mühe eines Aufgabenwechsels, wenn sie vor die Wahl gestellt werden. Aus den Studien lassen sich möglicherweise Implikationen für die Gestaltung von Arbeitsumgebungen ableiten, je nachdem, ob man eher die Flexibilität oder die Stabilität fördern möchte.
Die Studie ist bis zum 2. April 2017 abrufbar unter:
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