Podiumsdiskussion „Arbeitswelt Psychologie/Psychotherapie“ der SABP

Am 26.10.2019 fand in Berlin im Art’otel eine Podiumsdiskussion statt zur Situation der Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen in der realen Arbeitswelt als Angestellte. Referenten und Diskutanten waren BDP-Fachreferent Dipl.-Psych. Fredi Lang, Arbeitgebervertreter Dr. Gerd Reimann und die ver.di Vertreterin Gisela Neuenhöffer von der Bundesverwaltung ver.di. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dipl.-Psych./PP Laszlo Pota.

Lang lieferte eine kurze und präzise Analyse der Lage der beiden Berufsgruppen. Wir haben rund 80.000 Kolleg*innen in Deutschland, inzwischen mit unterschiedlichsten Abschlüssen (Diplom, Master, Bachelor, PP und KJP), die in der Vielfalt der psychologischen Arbeitsfelder tätig sind, z. B. Lehrende, Gerontopsychologie , Gesundheit, Klinische Psychologie, Palliativpsychologie , Psychotherapie, Recht, Schule, Sport, Supervision, Umwelt, Verkehr, Bundeswehr, Polizei, Notfallversorgung und Wirtschaft, um ein paar Arbeitsfelder exemplarisch zu benennen. Während zu „Diplomzeiten“ noch eine große Vielfalt im Studium herrschte, wird seit dem Bologna Prozess immer mehr Spezialisierung angeboten. Die Arbeitslosigkeit ist sehr niedrig, liegt unter 2%. Es ist eine eindeutige win-win Entwicklung für eine immer mehr gesellschaftlich gefragte Wissenschaft. Lang wird als BDP-Fachreferent in vielen Entwicklungs- und Entscheidungsphasen des alltäglichen Lebens als Experte beratend auf allen Ebenen der Politik eingeladen.

Dr. Reimann beschrieb die vielseitigen Erwartungen der Arbeitgeberseite einerseits, aber auch die zahlreichen Coaching-und beratenden Aufgaben, dem sich die Wirtschaftspsychologie, stellen muss. Es sei schon stets eine große Herausforderung für sein Team jeweils abhängig vom Einsatzbereich, sich in der Materie bestens auszukennen. Die Kolleg*innen müssen nicht nur immer neugierig, wissensbedürftig, kreativ und flexibel sein, sondern für Fragestellungen und Antworten aus den verschiedensten Richtungen vorbereit sein.  Gesundheit, Organisation, Planung, Vernetzung und stetige Verbesserung der Arbeit stehen auf der Basis der Psychologie im Vordergrund. Die Bewerber haben dann auch hier eine Vielfalt von Möglichkeiten mittels Consulting gut Karriere zu machen. Allerdings ist die Konkurrenz aus vielen anderen Berufen auch groß.

Gisela Neuenhöffer von der Bundesverwaltung ver.di, machte gleich am Anfang ihres Beitrages auf mehrere Missstände in der Tariflandschaft aufmerksam, gegen die sich ver.di stemmen muss. Z. B. wird die PsychPV, eine der Garanten für Stabilität, Stellen und Eingruppierungen in der Psychiatrie, noch aus BAT Zeiten, zum 31.12.19 aufgelöst. Es folgt der bereits angedrohte Personalmindeststandard, der natürlich hauptsächlich von Krankenkassen, Rentenversicherungsträgern und Arbeitgeberverbänden vorgegeben wird. Damit ist wieder vieles offen. Die 2016 schwer ausgehandelte Eingruppierungsordnung muss an manchen Punkten neu verhandelt bzw. umgeschrieben werden. Die jeweiligen Tätigkeitsfelder sind durch die EgO als Tätigkeitsverordnung aus den Arbeitsplatzbeschreibungen an den einzelnen Arbeitsstellen und damit auch die Vergütungen vorgeschrieben. Aber die Arbeitgeberverbände sprechen wortwörtlich von Mindestvorgaben in allen Bereichen. Damit wären selbst schon lange ausgehandelte Positionen, Personalschlüssel und Tarife in Gefahr. Wichtig ist auch der Hinweis, Tarifpartner können Tariffragen nur für ihre Mitglieder aushandeln. Das bedeutet, wer nicht organisiert ist, kann auf der Strecke bleiben! Deshalb wäre auch aufgrund der Kooperation zwischen BDP und ver.di ein hoher Organisationsgrad (Mitgliederanzahl) wichtig.

Die 20 Teilnehmer konnten zum Schluss auch Fragen stellen und es wurde kräftig mitdiskutiert. Es wurde auch viel Kritik über das Reformvorhaben zum PsychThG geäußert, die zum 01.09.1920 in Kraft treten soll. Eine Reform, die keine ist, sondern viel mehr im Vorfeld versprochen hat, als sie nun real halten kann. Es ist eher eine feindliche Übernahme von Bereichen der Psychologie und damit ein tiefer Einschnitt in die Bildung, Ausbildung und Ausübung zweier Berufsfelder, die damit an Vielfalt und Qualität verliert. Der Gesundheitsminister von Schleswig-Holstein, verglich die Situation der PiA und der zukünftigen PiW, mit denen von Ärzten im Praktikum vor Jahren und gab Pota in einem Telefongespräch den Rat, wie die AiP damals mit einer großen Lobby in Protest zu gehen, damals wurde die bereits existierende gesetzliche Regelung völlig verändert (heute Assistenzärzte).

Weiterhin berichteten Kolleginnen über ihre Erfahrungen. Sie konnten als Diplom-Psychologinnen mit therapeutischer Zusatzausbildung in England und anderen Ländern der EU zwar ohne sonderliche Probleme arbeiten, finden aber nun in Deutschland nur schwer Arbeit. Hier kann ggf. Fredi Lang als BDP-Referent helfen. Ein Teilnehmer der Diskussion sprach über die enormen Kosten, die privat finanziert bleiben oder gerade bei schwerbehinderten Kolleg*innen sehr kompliziert erkämpft werden müssen.

Es war insgesamt eine sehr interessante, lebendige und gut gelungene Diskussion, die die Sektion sowohl thematisch wie auch in der Vielfalt der Teilnehmer fortführen wird.