Psychologen untersuchen Flow-Zustand im Arbeitsalltag

Die Zeit fliegt nur so vorbei, die Aufgaben gehen leicht von der Hand, kurz: es läuft. Im „Flow“ zu sein, steigert Konzentration und Leistungsfähigkeit. Dass Menschen in diesem Zustand produktiver sind, ist hinreichend bekannt. Gleichzeitig kann der Flow-Zustand aber auch dabei helfen, akute Erschöpfungszustände im Job zu reduzieren. Zu diesem Schluss kommt eine Tagebuch-Studie von Wladislaw Rivkin, Stefan Diestel und Klaus-Helmut Schmidt vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Die Autoren haben festgestellt, dass berufstätige Personen mit zunehmender Belastung in ihrer Vitalität am Abend beeinträchtigt und stark erschöpft waren. Wer am Arbeitstag jedoch einen Flow-Zustand erlebt hatte, konnte seine Motivation und Vitalität stabilisieren und Erschöpfungszustände vermeiden.
Es ist die erste empirische Studie zu Auswirkungen von Flow am Arbeitsplatz. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern Anregungen für das betriebliche Gesundheitsmanagement. „Unsere Studie zeigt, dass Commitment das Erleben von Flow begünstigt, und wir haben auch festgestellt, dass Flow psychische Erschöpfung im Job reduzieren kann“ sagt Wladislaw Rivkin, einer der Autoren. Konkret bedeute das: Je stärker sich jemand mit seinem Job identifiziert, desto öfter wird er Flow erleben. Mehr noch: Flow könne auch dafür sorgen, dass gewisse Stressfaktoren gemildert werden. Dazu gehören nach dieser Studie alle Faktoren, die mit Selbstkontrolle zu tun haben. Die Autoren sprechen hier von SCDs, Self-Control Demands. Das bedeutet, dass wir im Job gewisse Impulse ausblenden oder ignorieren müssen. So können wir zum Beispiel nicht immer unser Smartphone checken, wenn es laut piepst, auch wenn wir das eigentlich im ersten Reflex gerne wollen. Wer solche natürlichen Impulse unterdrückt, empfindet dies als Stress. Im Flow würden solche äußeren Störfaktoren gar nicht mehr wahrgenommen, sie störten seltener und man fühle sich entspannter.
Es gibt zwar Hinweise darauf, dass manche Menschen eher Flow erleben als andere: Wer etwa von Natur aus neugierig und hartnäckig ist, verspürt Flow öfter und leichter. Dennoch ist Flow unabhängig von Geschlecht und Branche. „Theoretisch kann Flow in jedem Beruf erreicht werden, sofern die Anforderungen der Arbeit und die Kompetenzen des Mitarbeiters sehr gut passen“, erklärt Rivkin. Dementsprechend empfiehlt er Arbeitgebern, solche Flow-Erlebnisse bei Mitarbeitern zu begünstigen. Abgesehen von persönlichen Unterschieden sei es generell empfehlenswert, Mitarbeitern mehr Freiheiten einzuräumen. Der Arbeitgeber sollte eine Kultur der wechselseitigen Unterstützung schaffen“, fügt Strefan Diestel ergänzend hinzu. Wichtig sei ein Führungsstil, der dazu führt, dass sich Personen integriert, motiviert und wertgeschätzt fühlen.