Dresdener Wissenschaftler haben in einer kürzlich veröffentlichten Studie nachgewiesen, dass ADHS-Patienten von einem individuellen Training profitieren können. Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums sowie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus Dresden erforscht in diesem Zusammenhang das Neurofeedback. Das Team um Veit Rößner, Christian Beste und die Psychologin Annet Bluschke konnte jetzt nachweisen, dass sich impulsives Verhalten der Patienten durch das Theta-Beta Neurofeedback reduzieren lässt und nicht nur Effekte auf Verhaltensebene, sondern auch auf neurophysiologischer Ebene zeigt.
„In den letzten Jahren haben wir immer wieder versucht neue Therapieansätze zu finden, wie man ADHS-Symptome von Kindern und Jugendlichen reduzieren und ihnen somit den Alltag zu Hause und in der Schule erleichtern kann“, sagt Annet Bluschke. „Seit zweieinhalb Jahren bieten wir Neurofeedback als Therapieansatz für Patienten mit ADHS an. Mittlerweile liegen jetzt die ersten Studienergebnisse vor, die belegen, dass diese Form der Therapie eine messbare Verbesserung für die Patienten bringt“, so die Psychologin weiter.
Neurofeedback ist eine direkte Rückmeldung der eigenen Gehirnaktivität auf dem Computerbildschirm. Die Kinder sollten unter anderem ein Auto auf dem Computerbildschirm bewegen und versuchen, gegen den Computer zu gewinnen. Auf diesem Weg ist es möglich, dass der Blick auf die eigenen Gedanken geschult wird und der Patient sich selbst zu kontrollieren lernt. „Bei Kindern mit der Diagnose AD(H)S geht es hier vor allem darum, das eigene Verhalten und die Konzentration besser selber steuern zu können“, so Dr. Annet Bluschke weiter.
In die Studie wurden neunzehn Kinder mit ADHS eingeschlossen und in jeder der sechzehn Sitzungen wurde Neurofeedback durchgeführt. Ziel und Herausforderung war es, dass die Patienten erlernen, bestimmte Gehirnwellen so zu regulieren, dass die Konzentration steigt bzw. besser gesteuert werden kann. Um zu untersuchen ob dieser Therapieansatz tatsächlich die gewünschten Effekte bringt, erfolgte ein Vorher-Nachher-Vergleich durch die Forschungsabteilung „Kognitive Neurophysiologie“ der KJP. Dabei absolvierten die Neurofeedbackpatienten vor Beginn und nach Ende der achtwöchigen Therapie eine Reaktionsaufgabe, während gleichzeitig die Gehirnaktivität im EEG gemessen wurde. Hier mussten die Patienten auf einen „Drückimpuls“ hin eine Taste betätigen. Wurde stattdessen ein „Stoppsignal“ eingeblendet, musste die Antwort zurückgehalten werden. Damit kann gemessen werden, wie gut die Kinder ihr Verhalten entsprechend der äußeren Reize steuern können. Nach dem Neurofeedback hatten sich die kleinen Patienten besser im Griff als die Vergleichsgruppe, deren Selbstkontrolle nicht trainiert wurde.
Dies spiegelt sich sowohl im erfolgreichen Zurückhalten des Tastendruckes als auch in der Verbesserung zugrundeliegender neuronaler Mechanismen wider, die nur bei den mit Neurofeedback behandelten Patienten auftrat. Insgesamt beobachtete Annet Bluschke dabei, dass neben den wichtigen Effekten des Neurofeedbacks auf die impulsiven Verhaltensweisen der Kinder auch konkrete Veränderungen in der Gehirnaktivität auftraten.
Es ist geplant zu untersuchen, ob die beschriebenen Effekte auch sechs Monate nach Ende der Therapie noch anhalten und ob Neurofeedback eine ähnliche Wirkung wie der Einsatz von Medikamenten haben kann.
Kontakt
Dr. Annet Bluschke, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
E-Mail: annet.bluschke@uniklinikum-dresden.de