Erwartungen haben großen Einfluss auf das Schmerzempfinden von Menschen. Dr. Katharina Schwarz setzte an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf bei Versuchsteilnehmer am Unterarm Hitzereize ließ diese anschließend auf einer Skala von „kein Schmerz“ bis „unerträglich“ bewerten. Die Probanden erhielten danach unterschiedliche Rückmeldungen: Einigen wurde gesagt, sie seien empfindlicher als Frauen, anderen, sie seien weniger empfindlich. Beiläufig ließ man die erste Gruppe wissen, dass Frauen durch die Schmerzen bei der Geburt besonders abgehärtet seien. Die andere Gruppe erfuhr nebenbei, Männer seien als Jäger evolutionsbiologisch so geprägt, dass sie Schmerzen besser ertrügen.
Danach wurde das Experiment wiederholt. Jetzt bewerteten die Probanden, die Männer für weniger empfindlich hielten, den Schmerz als deutlich schwächer als am Tag davor. Wer dagegen von der höheren Schmerztoleranz der Frauen gelesen hatte, stufte sich jetzt als schmerzempfindlicher ein als zuvor.
Inzwischen setzt die Wissenschaftlerin ihre Forschungen an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg fort. „Der Placebo-Effekt funktioniert bei der Behandlung von Schmerzen und Depressionen oft sehr gut“, sagt Katharina Schwarz vom Institut für Psychologie. Die pure Erwartung, ein Medikament zu bekommen, könne Symptome lindern und das Befinden verbessern: „Und das ist nicht nur eine subjektive Empfindung des Patienten, sondern auch physiologisch messbar.“ Kritisch sieht sie, dass sich zwar Neurowissenschaften, Psychologie und Pädagogik mit Erwartungen und ihren Auswirkungen beschäftigen, sich aber untereinander kaum austauschen. „Das möchte ich gern ändern“, so ihr Ziel.