SABP ergreift Initiative für Flüchtlinge

Vorschläge an den BDP-Vorstand für eine Aktion des Gesamtverbandes

Die Bereitschaft, Flüchtlinge in Deutschland zu unterstützen ist groß, auch unter Psychologinnen und Psychologen sowie Psychotherapeuten. Eine offizielle Stellungnahme BDP zur Lage angesichts großer Flüchtlingszahlen gibt es bislang nicht. Ebenso fehlt es an einem Hilfsangebot des Verbandes an die Politik. Damit aus dem persönlichen Einsatz Einzelner ein kraftvolles Engagement des ganzen Verbandes wird, hat der Vorstand der SABP Ende September 2015 die Initiative ergriffen und dem BDP-Vorstand eine ganze Reihe von möglichen Vorschlägen an die Politik übermittelt. Dabei geht es auch darum, wie der Verband die Ministerien und anderen Einrichtungen mit dem Fachwissen der Profession helfen kann. Einleitend wird in dem Papier der Sektion eine Entbürokratisierung des Asylverfahrens gefordert. Bei der Neustrukturierung können – so Laszlo Potas Überzeugung – Arbeits- und Organisationspsychologen helfen. Politische und Sozialpsychologen seien gefragt, wenn es darum gehe, die Sympathie und Solidarität mit Flüchtlingen lebendig zu halten, und zwar auch dann, wenn wie Anfang Oktober geschehen, Innenminister de Maiziere Fehlverhalten einiger Flüchtlinge zu einem Gesamtproblem erklärt und damit Stimmung gegen Flüchtlinge in der deutschen Bevölkerung macht. An den Brennpunkten würden Krisenmanager gebraucht, die die Koordination verschiedener Aktivitäten koordinieren. Auch dafür gebe es in der Psychologenschaft garantiert Talente.

Der Sektionsvorstand setzt sich zudem für den sofortigen Zugang von Flüchtlingen zu gesundheitlicher Versorgung ein. Viele seien nach ihrer Flucht in einem schlechten körperlichen Zustand, nicht wenige litten an Posttraumatischer Belastungsstörung aufgrund der erfahrenen Gewalt- und Kriegserlebnisse. Notfallpsychologen, Psychologische Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und Gesundheitspsychologen könnten in diesem Kontext zum Einsatz kommen.

Zur Entlastung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge schlägt der Sektionsvorstand eine Altfallregelung vor. Flüchtlinge, über deren Asylantrag seit einem Jahr nicht entscheiden sei, sollten dadurch eine Aufenthaltserlaubnis erhalten verbunden mit allen Rechten, die anerkannte Flüchtlinge haben. Die gesetzliche Verpflichtung, nach drei Jahren regelhaft den Widerruf der Anerkennung zu prüfen, müsse entfallen.

Der Sektionsvorstand setzt sich ferner dafür ein, dass die gesetzlich festgeschriebene Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften abgeschafft wird. Wer bei Familien oder Freunden unterkommen können, sollte die Möglichkeit dazu haben. In Gemeinschaftsunterkünften sollte zudem der Zugang zu psychosozialer Beratung und Gesundheitsversorgung möglich sein. Manche Konflikte, wie es sie in den zurückliegenden Wochen gab, ließen sich so künftig verhindern.

Unbestritten ist die Bedeutung von Bildung für die Integration, weshalb sich die SABP für Sprachkurse und andere Qualifizierungsmaßnahmen einsetzt. Schulpsychologen und andere Mitglieder des Verbandes könnten beim Thema Inklusion helfen. Und schließlich ruft die Sektion in ihrem Papier dazu auf, die Hemmnisse, die eine Integration in den Arbeitsmarkt verhindern, abzuschaffen. Hilfe bei der Integration könnten stattdessen Job-Coaches aus den Reihen der Wirtschafts- und Arbeitspsychologen leisten.

In die genannten Vorschläge sind Erkenntnisse aus der Arbeit mit Flüchtlingen eingeflossen, darunter die, die Laszlo Pota in einem Text beschreibt. Mehr erfahren…